Jahresbericht 2024

Blumenthal, Januar 2024

Liebe Yanomami-Freunde,
es gibt sehr viel Positives vom letzten Jahr 2024 zu berichten.

Nach einem Vortrag im vorletzten Jahr in Garda bekam ich Kontakt zu Sofia Koverich, einer jungen Italienerin, die mich im letzten Jahr zu den Yanomami begleitete. Mit einem brasilianischen Arbeiterteam und den Yanomami von Pukima wollten wir gemeinsam mit dem Bau einer weiteren Krankenstation beginnen.
Viele Jahre hatte der Häuptling Hepolito um eine Krankenstation gebeten, damit die brasilianischen Krankenhelfer kontinuierlich für die medizinische Versorgung in seinem Dorf bleiben.
Diesmal hatte ich keine Probleme mit zwei Sprechfunkgeräten beim Einreisezoll am Flughafen von Rio. Im Gegenteil. Der junge Zollbeamte, der schon von den Yanomami gehört hatte, wünschte mir alles Gute und viel Glück bei den Arbeiten im Wald.

Einkauf in Manaus mit Sofia

Einkauf in Manaus mit Sofia

In Manaus begann wie immer die Arbeit mit dem Kauf des Baumaterials, Kettensäge, Werkzeuge, Nägel, Schrauben, Dachmaterial und ausreichend Proviant für zwei Monate. Ich zeigte Sofia zunächst den schönen alten, lebendigen Hafen von Manaus, bevor wir dann die notwendigen Sachen für das Projekt in den kleinen Läden einkauften, die ich seit vielen Jahren kenne. Beim Dachmaterial entschied ich mich für rote Pfannen, die aus recycelten Plastikflaschen hergestellt werden, leicht, rustikal und schön.

Herzliches Wiedersehen mit Alberta

Herzliches Wiedersehen mit Alberta

Über 40 Kisten und Kartons wurden in den tiefen Frachtraum des Amazonasschiffes Gênesis gepackt. Das Dachmaterial transportierte ein Frachtkahn über den Rio Ngro nach Santa Isabel. Durch die ungewöhnlich langanhaltende Dürreperiode hatte der Fluss wenig Wasser. Viele Sandbänke ragten aus dem Wasser, die eine sichere Navigation erschwerten. In Santa Isabel wurden wir herzlich empfangen von den Yanomami des Rio Marauías und Alberta, der Leiterin der Gesundheitsbehörde SESAI.

Es dauerte einige Tage, bis wir ein gutes einheimisches Arbeiterteam in der Umgebung fanden, die mit uns für 2 Monate im Urwald arbeiten wollten. Es kamen mit der alte Jarbas, Edeval und die beiden Brüder Gilson und Lucas.
Da der Urwaldfluss Marauía mit seinen 4 starken gefährlichen Stromschnellen wegen der extremen Trockenheit nach Pukima kaum befahrbar war, bekamen wir von Alberta das tolle Angebot mit unserem Baumaterial und dem Gepäck per Buschflugzeug ins Yanomamigebiet hereinzufliegen. Was für eine wertvolle Unterstützung von Seiten der brasilianischen Gesundheitsbehörde! Noch nie hatte ich eine solche große Unterstützung erhalten.

Kurz vor Abflug beschlossen Sofia und ich ein kleines Starlink-Gerät mitzunehmen. Diese Internetantenne, die über Satelliten funktioniert, sollte uns in Notfällen die Möglichkeit geben, Hilfe von außerhalb anzufordern. Wir vereinbarten, das Internet nur für die Arbeit zu nutzen.

Mit dem Buschflugzeug ins Yanomami-Gebiet

Mit dem Buschflugzeug ins Yanomami-Gebiet

Mit Hepolito besprach ich den Bau der Krankenstation anhand des Bauplanes. Die Krankenstation sollte eine Größe von 12 m x 13 m haben, ausreichend für Behandlungs- und Mikroskopierraum, Küche, Bad, Lagerraum, zwei Räumlichkeiten für das Pflegepersonal und eine breite gemütliche Terrasse für die Hängematte. Sie sollte die gleichen Maße haben wie unsere Krankenstation in Mavaquita im venezolanischen Orinokogebiet, da sich dort alles gut bewährt hatte.

Fertigstellung der 4.ten Krankenstation

Große Freude nach den Rodungsarbeiten

Große Freude nach den Rodungsarbeiten

Sofia auf dem Rio Negro

Sofia auf dem Rio Negro

Sofia war an allem interessiert und hatte sofort guten Kontakt mit allen. Schon nach einer Woche konnte sie sich mit den Brasilianern fließend auf Portugiesisch unterhalten, sie ist ein Sprachgenie.

Im Yanomami-Dorf Marauía sah ich, dass man dort im letzten Jahr unsere Krankenstation von Papiú Kayanau exakt nachgebaut hatte. Später erfuhr ich von der Gesundheitsbehörde in Boa Vista, dass auch das Yanomami-Dorf Amajari solch eine Krankenstation bekommen hat. Wie schön!
Es freut mich, wenn meine Arbeit und meine Ideen für weitere Krankenstationen übernommen werden.
Die Arbeiten in Pukima verliefen super.

Die Yanomami waren sehr motiviert mitzuhelfen und zeigten den Arbeitern die Bäume im Wald, die sich ideal für den Bau der Krankenstation eigneten. Mühselig war die Vorbereitung des Bauplatzes. Was vorher noch als dichter Urwald am Rande des Dorfes stand, musste nun mit Kettensäge und Macheten gerodet werden. Zur Säuberung gehörte auch das Entfernen der Wurzeln, damit nicht irgendwann aus der Krankenstation ein Baum herauswächst.

Unsere Krankenstation in Papiú

Unsere Krankenstation in Papiú

Mit dem ersten gesägten Holz wurde das Grundgerüst gebaut, danach das Dach gedeckt und darunter das weitere gesägte Holz zum Trocknen hochkant aufgestellt. Die Yanomami versorgten uns zwischendurch immer wieder mit Fisch und Wild. Während der Bauzeit schliefen wir im Runddorf in unseren Hängematten neben den Yanomami-Familien.

Das Arbeiterteam der Infra (Ministerium für Infrastruktur) von Francisco Cardoso aus Boa Vista, sollte nach unserer Abreise mit dem getrockneten Holz die Wände hochziehen und

Nachgebaute Krankenstation in Marauía

Nachgebaute Krankenstation in Marauía

einfache Türen und Fenster einbauen. Auch das klappte bestens. Für die Krankenstation wurde eine Wasserfilterpumpenanlage installiert, die mit Solarenergie funktioniert. Fantastisch. Die Krankenstation bekam sogar noch einen schönen grünen Anstrich von innen und außen!

Am letzten Tag erwischte mich leider noch eine Malaria mit hohem Fieber, Schüttelfrost und starken Gelenkschmerzen.

Ich wollte es erst nicht wahrhaben, aber Marciel der Yanomami-Mikroskopist von Pukima, nahm eine Blutprobe und stellte fest, dass ich mich infiziert hatte.

Yanomami versorgen uns mit Wildschwein

Yanomami versorgen uns mit Wildschwein

Er gab mir sofort Medikamente, die ich einnahm.
Ich war so schwach, dass ich auf der Rückfahrt wie ein toter Fisch im Kanu lag.

Als wir wieder in Manaus waren brach leider bei Sofia auch eine Malaria aus mit starken Kopfschmerzen und Fieber. Ich fuhr mit ihr sofort ins Tropenkrankenhaus, wo sie gleich behandelt wurde.

Und schon wieder hat mich eine Malaria erwischt

Und schon wieder hat mich eine Malaria erwischt

Es stellte sich heraus, dass das Dach der Krankenstation nicht tief genug an den Seiten war. Bei starkem Niederschlag mit viel Wind drang Wasser an den Außenseiten rein.

Es waren also noch Verbesserungen nötig, die ich für Ende des Jahres plante. Außerdem fehlten noch einige Möbel,Tische, Bänke und Regale.
Geplant hatte ich, diese Restarbeiten im Herbst zusammen mit Marcão zu erledigen.

Er ist der erste Yanomami im Amazonasgebiet, der mit einer Kettensäge umgehen kann. Ich kenne ihn als kleinen Jungen aus Ixima, der keine Lust auf Schule hatte, sondern lieber beim Bau unserer ersten Krankenstation mithalf.

Marcão sägte Holz für die Krankenstation

Marcão sägte Holz für die Krankenstation

Doch schon wenige Wochen nach der Rückreise aus Brasilien bekam ich auf einer Vortragsreise in Italien erneut einen heftigen Malariaschub mit 39 Grad Fieber, Schüttelfrost, starken Gelenkschmerzen und Erbrechen. Meine Hausärztin war besorgt und riet mir dringend davon ab, wieder ins Yanomamigebiet zu gehen. „Es bestünde die Gefahr, dass mein Körper nach dieser achten Malaria eine Resistenz gegenüber den Medikamenten entwickelt hat. Ich solle jetzt auch mal an meine Gesundheit denken.“
Als ich dies Sofia mitteilte, bot sie sich sofort an, die letzten Arbeiten zusammen mit Russ, einem jungen geschickten Handwerker aus Nebraska, zu erledigen. Ich war froh und zugleich entspannt, weil ich wusste, dass Sofia diese Aufgabe meistern wird. Sie kann gut organisieren, denkt kreativ mit und hatte auf der letzten Reise schnell und viele Kontakte bekommen. Jeder mochte sie.

Bericht von Sofia Koverich

Sofia mag die Yanomami

Sofia mag die Yanomami

„The trip to visit theYanomami is long, winding and against the current, yet when we arrived I felt the connection with the people was both strong and naturally simple.

The work was demanding and required a lot of our attention and constant focus on problem solving but despite this, everyday we carved some time to dance and sing with the Yanomami of Pukima Beira who enjoyed it very much and were always asking for more.

There is a lot we can learn from the Yanomami, and there is a lot they wish to learn from us as well, overall it has been a beautiful and synergetic experience. Both us and theYanomami left hoping to spend even more memories together.“

Bericht von Russ Cubrich
I feel deeply grateful for the opportunity to support the Yanomami, working to complete the construction of the new healthcare station.

We were received very kindly by the xapono of Pukima Beira and by the end of our time there, I really felt like a member of the community.

Russ genoss die Zeit bei den Yanomami

Russ genoss die Zeit bei den Yanomami

Our days were full and busy but there were also many moments to enjoy the beauty of the rainforest and life in the xapono. Bathtime in the river was a highlight of each day. I brought a banjo and enjo- yed playing songs for children and adults. Sofia and I did many little performances with song and dance. The Yanomami liked it so much.
There were some nice moments for me to teach a little about carpentry work, showing the older boys
how to use a hand saw properly.
I loved experiencing the flow of life in the xapono, seeing the animals and fish the Yanomami hunted, the fruits and planted they foraged and grew, and their knowledge of the rainforest.

Mit einem Mini Starlink, der auch im allerletzten abgeschiedenen Urwaldwinkel funktionierte, hatte ich täglich Kontakt mit den beiden und konnte Ihnen bei Problemen und Fragen zur Arbeit gleich Ratschläge geben.

Einweihungsfest der neuen Krankenstation

Einweihungsfest der neuen Krankenstation

Auf dem Einweihungsfest im Januar hielt Hepolito eine lange emotionale Dankesrede, die mich sehr berührt hat. Sofia und Russ schickten mir kleine Videos vom Fest und den fröhlich tanzenden Yanomami in der neuen Krankenstation.

Das nächste Projekt

Drei Dörfer am Rio Marauia baten mich, ob wir von der Yanomami-Hilfe e.V. für sie Sprechfunkgeräte anschaffen können mit Solaranlage und Batterie. Auch wenn schon in einigen Dörfern das Internet über eine Starlink-Antenne von Elon Musk funktioniert, dürfen wir uns nicht von ihm abhängig machen. Wenn Musk aus irgendeinem Grund die Satelliten abstellt, dann haben viele Menschen kein Internet mehr. Das haben die Yanomami erkannt.
Ein Sprechfunkgerät funktioniert immer und ist für die Kommunikation und die Sicherheit der Dörfer sehr wichtig. Außerdem braucht man für ein Sprechfunkgerät keine monatlichen teuren Benutzungsgebühren zu bezahlen.

Liebe Freunde der Yanomami-Hilfe e.V.
Nur mit eurer finanziellen Unterstützung konnten wir vor Ort dieses Projekt aufbauen. Baumaterial, Werkzeuge, Dachmaterial, Sprechfunkgeräte, Solaranlagen, Batterien und die Gehälter der Arbeiter, all das kostet Geld und es wird leider auch in Brasilien von Jahr zu Jahr teurer.
Hiermit möchte ich mich herzlich bedanken bei allen treuen Freundeskreis-Mitgliedern unserer Yanomami Hilfe e.V., die mir mit ihren Beiträgen Planungssicherheit geben, so wie bei allen Einzelspendern, Unterstützern, Firmen, Organisationen und Schulen.

Einzelspendern und Unterstützern der Yanomami-Hilfe e.V.
Dr. Elisabeth Albert, Helmut Barthel, Wolfgang Baumüller und Regina Häusler, Margot Bausewein, Kerstin Bensch, Kathrin Beutin, Friedhilde und Rolf Brandt, Sabine und Fritz Bremer, Petra und Jörg Bonin, Rudolf Brunner, Andree Drees, Andrea Fischer-Bickert und Stefan Bickert, Gesche Felgentreff, Monika Maria Gernert, Andreas Gruber, Ferdinand Guttenberg, Angelika Heinsen, Jan Henselder, Veronica Huber, Simon Huber, Johanna Hutmacher, Sinje Kätsch, Hans Hinrich Kahrs, Mirjam Keck, Monika Kienass, Christian Kotte, Henning Köhlert, Christhard Kotte, Francesco Kovarich, Wolfgang Krieger, Dagmar und Bodo Kuhnhenn, Elfi und Volker Lindner, Alexander Mater, Julia Melzner, David Muchau, Michi und Marianne Müller, Jens und Anna Otto, Elfriede Pabst, Markus Pfeifer, Eva Piest, Ricarda Quick, Ute Rafflenbeul-Dormeyer, Frieder Riedel, Jens Riepen, Anne- Katrin Roever-Plagmann, Katrin v. Scheven und Tom Avsic, Giesela Schmieder, Jasmin Seddigh-Raig und Dr. Wolfgang Raig, Herbert und Marion Strauss Barthel, Alessandro Rocco und Fatma, Matthias Uphus, Dietmar Volkers und Dagmar Olsen, Claudia und Ulrich Wandt, Desireé Woinowski-Guggenmoos, Familie Weber, Gela Weyer, Wolfgang Zierke, Beate Ziethen.

Die Firmen, Organisationen und Vereine
Eine Welt Kreis aus Mehring, Bayern
Friends of Hihiri Pipiri Hillsboro, USA
Lebensraum Regenwald e.V. von Roland Zeh, Nürnberg Lions Club Ingelheim e.V.
Midas Pharma GmbH, „Run for Charity“, Ingelheim Maria-Ward-Schule Solidaritätslauf, Altötting,
Montessori Schüler der Jugendstufe, Kuchenverkauf, Nürnberg
Nordseeschule Sankt Peter Ording, Klasse 5b
Realschule Eberbach, Klasse 6 a
Sonnenwasser e.V. von Fritz Strohecker, Strande
Thorsten Görgens GmbH, Köln
Wortwechsel Verlag von Ulrike Steffen, Neumünster

Yanomami-Sponsorlauf „Run for Charity“ in Ingelheim

Yanomami-Sponsorlauf „Run for Charity“ in Ingelheim

Wie geht es weiter?
Ich werde meine Arbeit für die Yanomami noch nicht an den Nagel hängen, auch wenn ich mit 66 Jahren seit September 2024 offiziell in „Altersrente“ gehen kann.
Ich freue mich, wenn ich für die Yanomamiarbeit vor Ort Unterstützung bekomme.
Meine Vorträge an Schulen und die Abendveranstaltungen in Deutschland und weltweit möchte ich weiterhin halten. Besonders sind die Schüler an anderen Lebensformen interessiert, trotz ihrer geliebten Smartphones, mit denen sie täglich sehr viel Zeit digital im Internet verbringen.

In diesem Monat plant die Yanomami-Organisation Kurikama vom Rio Marauía in Pukima eine große Versammlung, die wir mit der Yanomami-Hilfe e.V. unterstützen. Gemeinsam werden sie über ihre Probleme sprechen, Lösungen suchen und Briefe an Ministerien in Brasilia schreiben. Diese Treffen sind für die Yanomami sehr wichtig, weil sie spüren, dass sie nur zusammen als Gruppe etwas für ihre Rechte erreichen können.

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Schlusswort

Liebe Yanomami-Freunde gemeinsam haben wir es geschafft schnell und effektiv eine weitere Krankenstation im Urwald aufzubauen.

Ich glaube, dass wir in dieser heutigen Zeit neben all den schrecklichen Kriegen und Zerstörungen etwas Sinnvolles aufgebaut haben.

Vielen Dank an Sofia und Russ, die spontan die restlichen Arbeiten vor Ort erledigt haben! Muito obrigadissmo.

Ich wünsche euch allen ein friedliches und entspanntes Jahr 2025.
Christina Haverkamp
Mit dankbaren Grüßen

 

Yanomami-Hilfe e.V., Hökerberg 1, 24241 Blumenthal, Telefon 0 43 47 – 70 81 34
E-Mail: office[at]yanomami-hilfe.de, Internet: www.yanomami-hilfe.de
Sparkasse Mittelholstein, IBAN DE 08 2145 0000 0003 3882 28

Goldsucher sind eine große Gefahr

Hans Zeller/PZ – 14.12.2024
Vortrag: Die Menschenrechtsaktivistin Christina Haverkamp berichtete in Schwaig von den Yanomami, einem bedrohten Volk im brasilianischen Regenwald.

Diese beeindruckenden Bilder der Yanomami zeigte Christina Haverkamp in einem Vortrag im Eine-Welt-Laden in Schwaig. Rechts zu sehen ist die Krankenstation, für die sie sich einsetzt.

Diese beeindruckenden Bilder der Yanomami zeigte Christina Haverkamp in einem Vortrag im Eine-Welt-Laden in Schwaig. Rechts zu sehen ist die Krankenstation, für die sie sich einsetzt.

Jahresbericht 2023

Blumenthal, Januar 2024

Liebe Yanomami-Freundinnen und Freunde,
Neben den schrecklichen Kriegsberichten aus der Ukraine und dem Gazastreifen gibt es auch gute Nachrichten aus dem Yanomami-Gebiet!

Jeden Tag!Regen, Regen, Regen

Jeden Tag! Regen, Regen, Regen …

Seit Luiz Inácio Lula da Silva der neue Präsident von Brasilien ist, arbeiten bei den Yanomami keine Goldsucher mehr. Nach seiner Wiederwahl hat Lula sein Versprechen eingehalten und die Goldsucher mit Militär und Polizei herausholen lassen. Erkrankte und unterernährte Yanomami-Kinder wurden im Krankenhaus von Boa Vista behandelt. Hoffentlich wird das Gebiet weiterhin von Seiten der Regierung und dem Militär geschützt. Lula betonte, der Kampf für indigene Landrechte sei ein Kampf für Menschenrechte und für den Naturschutz des Landes.

Im letzten Jahr war ich von Januar bis Ende März 2023 wieder im brasilianischen Amazonasgebiet und besuchte die Yanomami am Rio Marauia. Sie hatten mir einen Brief geschrieben mit der Bitte um eine Schule im Dorf Bisho Açu.

Schon bei meiner Ankunft in Rio regnete es heftig, was zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich ist. In der Großstadt São Paulo und im Nordosten Brasiliens gab es riesige Überschwemmungen. Ich hoffte, dass es in Manaus und im Wald besser werden würde. Leider bestimmte die Klimaveränderung und El Niño die Wetterlage. Es regnete jeden Tag!

Guilherme sägt Bretter aus einem Baumstamm

Guilherme sägt Bretter aus einem Baumstamm

Mit einem Kanu fuhr ich von Santa Isabel do Rio Negro den Urwaldfluss Marauia hoch bis zum Yanomami-Dorf Bisho Açu. Nach meiner Ankunft fand eine mehrstündige Versammlung im Runddorf statt. Es wurde gemeinsam beschlossen wegen des anhaltenden Regens mit dem Bau der Schule zu warten. Häuptling Daniel und die Krankenhelferin Nazaré baten mich, ob ich die alte Krankenstation im Dorf renovieren könnte. Wegen der maroden Wasserleitungen gab es kein fließendes Wasser in der Station. Das alte Dach im Bad war undicht und der Küchenherd defekt.

Guilherme, ein guter brasilianischer Holzfäller aus Santa Isabel, der schon beim Bau unserer ersten Krankenstation in Ixima vor 26 Jahren dabei war, wollte wieder mit arbeiten. Er bekam Unterstützung von drei jungen Yanomami aus Bisho Açu.

Es wurden folgende Arbeiten erledigt:

Neue Balken und Bretter für das Dachgerüst gesägt. Ein großer 500 Liter Wassertank wurde auf ein hohes Holzgestell gestellt und mit Regenrinnen und Wasserleitungen mit dem Haus verbunden. Das Bad komplett neu gedeckt und der alte verrostete Herd gegen einen neuen Herd ausgetauscht.

Erfolgreiche Renovierung unserer Krankenstation

 

Erfolgreiche Renovierung unserer Krankenstation

Erfolgreiche Renovierung unserer Krankenstation

Es waren viele kleine Arbeiten mit großer Wirkung und Freude. Im Bad funktioniert wieder die Toilettenspülung und die Dusche unter einem regendichten Dach! Alle Waschbecken haben jetzt wieder fließendes Wasser für Küche und Labor, was die Arbeit in der Krankenstation sehr erleichtert! Die Yanomami, besonders die Krankenschwester Nazaré und der Yanomami-Mikroskopist Rui waren mit den Erneuerungen überglücklich. Zum Dank backte Nazaré einen Kuchen im neuen Ofen!

Nach den Renovierungsarbeiten in Bisho Açu.besuchte ich weitere Yanomami-Dörfer oberhalb des Flusses. In der Mission Marauia fand ein Treffen der Yanomami aus allen umliegenden Dörfern statt. Über 200 Yanomami waren anwesend und diskutierten über die unzureichende medizinische Versorgung in ihren Dörfern. Sie hatten drei offizielle Vertreter der brasilianischen Gesundheitsbehörde eingeladen, denen sie eine unterschriebene Petition für das Ministerium in Brasilia mitgaben. Eine Rückantwort mit einem Treffen und Gespräch wurde vereinbart.

Yanomami schauen sich unseren Jahresbericht an

Yanomami schauen sich unseren Jahresbericht an

An zwei weiteren Tagen diskutierten die Yanomami über ihre Schulbildung. Die meisten Yanomami wünschen sich eine eigene Schulbildung mit ihren eigenen Yanomami-Lehrern in ihrer Sprache Yanomamé und in der Landessprache Brasilianisch. Diese Lehrer vertreten die Lehrform „educação diferenciada“. Dies ist eine Unterrichtsform, die auf die Bedürfnisse der Yanomami ausgerichtet ist. Es gibt bereits eine Yanomami-Schule in Pukima Cachoeira, wo die Yanomami-Lehrer die Dorfkinder unterrichten.

David Yanomami erzählt die Geschichte seiner Mutter Yarima, die ich auf portugisisch übersetze

David Yanomami erzählt die Geschichte seiner Mutter Yarima, die ich auf portugisisch übersetze

Auf der Versammlung in der Mission Marauia traf ich David, den Sohn von Yarima Yanomami und Kenneth Good, einem amerikanischen Ethnologe. Kenneth Good lernte Yarima im venezolanischen Yanomamigebiet bei seinen Forschungsarbeiten kennen und nahm sie mit nach Amerika. Schon nach 3 Jahren kehrte Yarima wieder zurück in ihr Yanomami-Dorf und musste David und ihre beiden anderen Kinder in Amerika lassen. Viele Jahre später hat der jüngste Sohn David seine Mutter im Urwald gesucht und sie in ihrem kleinen Dorf gefunden.

In Marauia erzählte er den Yanomami die Geschichte von sich und seiner Mutter mit Bildern am Laptop. Ich übersetzte seine emotionalen Erzählungen. Gespannt und berührt hörten alle Yanomami zu. Seit dem Wiedersehen mit seiner Mutter Yarima setzt er sich mit vollem Einsatz für die Interessen der Yanomami ein und übergab der Yanomami-Organisation Kurikama einen Außenborder für den Transport zwischen den Dörfern auf dem Rio Marauia.

Mauricio, unser Krankenpfleger in Ixima, erhält eine neue Batterie

Mauricio, unser Krankenpfleger in Ixima, erhält eine neue Batterie

Flussaufwärts besuchte ich unsere Krankenstation in Ixima, die wir vor 26 Jahren! aufgebaut haben. Sie ist in einem tadellosen Zustand! Lediglich eine neue Batterie für das Mikroskop und Sprechfunkgerät musste in Santa Isabel do Rio Negro mit dem Yanomami-Krankenpfleger Mauricio angeschafft werden.

Im letzten Jahr errichteten die Brasilianer Daniel und Thiago aus São Paulo eine kleine Schule imYanomami-Dorf Raita. Diese Schule besichtigte ich und war begeistert von der einfachen und soliden Konstruktion.

Daniel erhielt vor ein paar Wochen von der brasilianischen Regierung den Auftrag, weitere Schulen nach diesem Muster im Yanomami-Gebiet aufzubauen. Ich hoffe, dass dieses Vorhaben klappt, da es die verantwortliche brasilianische Regierung finanziell mit einbindet. Es wäre fantastisch!

Die Modellschule in Raiter

Die Modellschule in Raiter

Chiquinho bekommt für sein Dorf Thomoropewei ein wertvolles Spechfunkgerät

Chiquinho bekommt für sein Dorf ein Spechfunkgerät

Chiquinho, dem Häuptling von Thomoropewei, übergab ich ein neues Icom-Sprechfunkgerät. Er freute sich sehr über das neue Funkgerät, da es eine große Sicherheit für sein Dorf ist.

Auf der Rückfahrt nach Manaus nahm ich zwei defekte Sprechfunkgeräte mit, die ich bei Mandrak „El magico“ in seiner Werkstatt reparieren ließ.

Seit einem Jahr gibt es wegen der Klimaveränderung keine Planungssicherheit.

Ich war froh, dass ich die alte Krankenstation von Bisho Açu renovieren und einige Yanomami-Dörfer mit Solarbatterien und einem wertvollen Sprechfunkgerät versorgen konnte.

Vorträge in Deutschland

Im letzten Jahr hielt ich wieder viele Vorträge in Deutschland an Schulen und für Organisationen. Viele Schüler organisierten nach den Vorträgen Benefizveranstaltungen für die Yanomami.

Klasse 5d des Gymnasiums Kronshagen
Klasse 5c der Alexander von Humboldt Schule
Klasse 7d der Meldorfer Gelehrtenschule
Klasse 6c der Johann-Heinrich-Voß Schule Eutin
Klasse 7a der Integrierte Gesamtschule in Buchholz Grundschule Seekrug
Solidaritätsmarsch der Maria Ward Schule Altötting
Kuchenverkauf der Schüler vom Schulzentrum Lohne

Interessierte Mädels im Voss-Gymnasium in Eutin nach dem Vortrag

Interessierte Mädels im Voss-Gymnasium in Eutin nach dem Vortrag

Das neue Projekt

Klimawandel - Dürrekatastrophe im Amazonasgebiet

Klimawandel – Dürrekatastrophe im Amazonasgebiet

In ein paar Tage geht es wieder los nach Brasilien ins Yanomamigebiet. Unsere geplante Schule in Bisho Açu wurde bereits von der brasilianischen Regierung gebaut. Darüber habe ich mich sehr gefreut!

Wegen der Dürreperiode im Amazonasgebiet musste ich diesmal meine Reise um einen Monat verschieben. Ich hoffe, dass die Urwaldflüsse nun genügend Wasser haben, um Baumaterial, Werkzeuge und Holz zu transportieren.

Ein Modell für die nächste Krankenstation

Ein Modell für die nächste Krankenstation

Soweit wie möglich möchte ich in den nächsten Wochen zusammen mit den Yanomami in Pukima den Bau der Modell-Krankenstation vorbereiten.

Liebe Freunde der Yanomami-Hilfe e.V.

Ohne eure finanzielle Unterstützung könnte ich vor Ort nicht viel erreichen. Baumaterial, Werkzeuge, Dachmaterial, Sprechfunkgeräte, Solaranlagen, Batterien usw., all das kostet Geld. Hiermit möchte ich mich herzlich bei allen Mitgliedern unserer Yanomami Hilfe e.V. sowie bei allen Einzelspendern, Unterstützern, Stiftungen, Firmen und Organisationen bedanken.

Einzelspendern und Unterstützern meiner Arbeit

Dr. Elisabeth Albert, Debora Bendocchi Alves, Kerstin Bensch, Kathrin Beutin, Christine Bischoff, Dr. Andrea Bräuning, Petra Bonin, Rudolf Brunner, Christina Chang-Rudolf, Andree Drees, Andrea Fischer-Bickert und Stefan Bickert, Ferdinand Guttenberg, Angelika Heinsen, Veronica Huber, Jonas Jasse, Hans Hinrich Kahrs, Monika Kienass, Jean Kleeb, Henning Köhlert, Christhard Kotte, Dagmar und Bodo Kuhnhenn, Franziska Vilas Boas Lessa, Elfi und Volker Lindner, Julia Melzner, David Muchau, Michael und Marianne Müller, Markus Pfeifer, Marie-Henriette Pfeifle, Eva Piest, Ricarda Quick, Ute Rafflenbeul-Dormeyer, Heidi und Manfred Schwinge, Giesela Schmieder, Gela Weyer, Jasmin Seddigh-Raig und Dr. Wolfgang Raig, Ottilie Steinberger, Claudia und Ulrich Wandt, Desireé Woinowski-Guggenmoos, Familie Weber, Wolfgang Zierke, Beate Ziethen.

Stiftungen, Firmen, Organisationen

Chor Vozes do Brasil, Lucia Kaup
Eine Welt Kreis aus Mehring
Jugend-und Kulturzentrum aus Bruneck, Südtirol Lebensraum Regenwald e.V. von Roland Zeh
L+S Landschaft + Siedlung AG
Lionsclub Heidelberg
Midas GmbH aus Ingelheim „Run for Charity“ Oswald-Stiftung aus Pfarrkirchen
Sonnenwasser e.V. von Fritz Strohecker aus Strande
Thorsten Görgens GmbH aus Köln
Wortwechsel Verlag von Ulrike Steffen
Yanomami-Chor aus Rhynern

Auf den Versammlungen und den Festen legen die Yanomami großen Wert auf ihr traditionelles Aussehen

Auf den Versammlungen und den Festen legen die Yanomami großen Wert auf ihr traditionelles Aussehen

Schlusswort
Einen Nachfolger für meine Arbeit vor Ort habe ich noch nicht gefunden. Vielleicht ist es auch nicht notwendig. Ich möchte im nächsten Bauprojekt die Yanomami soweit anleiten, dass sie weitere Projekte selbst planen und durchführen können. Auf lange Sicht müssen die Yanomami ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, was sie auch wollen. Nachhaltig ist nur Hilfe zur Selbsthilfe! Wir können sie dabei von Deutschland aus unterstützen.Christina Haverkamp

Für euer Interesse und die treue Unterstützung möchte ich mich herzlich bedanken. Alles Liebe im Neuen Jahr und schöne Grüße kurz vor Abflug

Für die Yanomami Kinder ist L das Zeichen für den Präsidenten Lula, mit dem sie Hoffnung verbinden.

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Yanomami-Hilfe e.V., Hökerberg 1, 24241 Blumenthal, Telefon 0 43 47 – 70 81 34
E-Mail: office[at]yanomami-hilfe.de, Internet: www.yanomami-hilfe.de
Sparkasse Mittelholstein, IBAN DE 08 2145 0000 0003 3882 28

Podcast mit Christina Haverkamp – Helden der Meere

Auf dem Bambusfloß über den Atlantik – mit Aktivistin Christina Haverkamp

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Helden der Meere,
Podcasts von Christian Weigand von Blue Awarness:

https://linktr.ee/Helden_der_Meere