Jahresbericht 2022

Blumenthal, Januar 2023

Liebe Yanomami-Freundinnen und Freunde,
diesmal erhaltet ihr den Jahresbericht 2022 sehr verspätet, da ich Anfang des Jahres schon 3 Monate bei den Yanomami war und sofort anschließend bis Mitte Mai Vorträge in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und in Südtirol hatte. Im letzten Jahr konnte ich zusammen mit den Yanomami und einem engagierten brasilianischen Arbeiterteam unsere zweite Krankenstation von Papiu Kayanaú komplett renovieren. Ich erhielt unerwartet große Unterstützung vom brasilianischen Gesundheitsministerium SESAI, die die Kosten für die Transportflüge von Boa Vista nach Papiu übernahmen.

Das Arbeiterteam vor dem Flugzeug

Das Arbeiterteam vor dem Flugzeug

Es dauerte ein paar Tage, bis ich ein gutes Arbeiterteam in Boa Vista gefunden hatte: Flávio, der Holzfäller, Senna, der Maurer, Michel und Gessivaldo die Helfer.
Trotz vorheriger Impfung in Deutschland gegen Corona wurde ich in Boa Vista positiv auf Corona getestet und musste meinen Flug zu den Yanomami um 10 Tage verschieben.

Meine brasilianischen Freundinnen in Boa Vista

Meine brasilianischen Freundinnen in Boa Vista

In Boa Vista traf ich meine langjährigen brasilianischen Freundinnen Anna, Loretta, Alessandra und Edna. Sie unterstützten mich bei den Projektvorbereitungen und beim Einkauf des Baumaterials für die Renovierung. Mit dem geliehenen Pickup von Anna konnte ich alle Einkäufe in ein paar Tagen schnell erledigen.

In Papiu empfingen mich die Yanomami sehr herzlich. Am Ende der Landepiste warteten misstrauische bewaffnete Goldsucher, denen ich schnell erklärte, dass ich keine ausländische Journalistin sei, sondern lediglich unsere 22 Jahre alte Krankenstation renovieren wolle.

Ich hatte schon im vorletzten Jahr das in der Nähe liegende Goldsuchercamp besucht. Bei den Goldsuchern im Wald gab es alles: ein gut funktionierendes Internet mit Satellitenschüssel, Solaranlagen mit Batterien für Kühlschrank und Fernsehen, eine gut ausgestattete Küche, einen kleinen Laden und eine Tanzbar mit Prostituierten aus Manaus.

In unserer Krankenstation musste ich bitter mit ansehen, wie auch die malariakranken Goldsucher sich behandeln ließen. Für den Krankenpfleger Arisson gab es keine andere Möglichkeit. Er erklärte mir: „Ich muss hier jeden Kranken behandeln, das ist meine Pflicht.“

Senna verlegt den Boden

Senna verlegt den Boden

Zuerst wurde eine Sickergrube für das Abwasser der Krankenstation gebaut und ein neuer Zementboden für die Terrasse verlegt.

Fünf Yanomami fuhren mit dem Holzfäller Flávio im Kanu flussaufwärts, wo er Bäume fällte und daraus Bretter und Balken sägte. Die Yanomami schleppten die schweren Balken und Bretter durch den Wald bis zum Flussufer. Von dort wurden sie mit dem Kanu zur Krankenstation transportiert. Mit dem Holz wurden die alten, verrotteten Bretter auf der oberen Veranda ersetzt und zwei hohe Gerüste für die neuen 500 Liter Wassertanks vor der Küche und am Bad aufgebaut.

Erfolgreiche Renovierung unserer Krankenstation

Durch die Goldsucherarbeiten wurden in den letzten Jahren einige Flüsse mit Quecksilber belastet, das zur Goldgewinnung eingesetzt wird. Wegen vermutlicher gesundheitlicher Schäden ist es nicht unbedenklich, dieses Wasser zu trinken.
Deshalb haben wir an beiden Längsseiten des Daches von der Krankenstation halbierte Rohre wie Rinnen angebracht, um das Regenwasser vom Dach aufzufangen und in die Wassertanks zu leiten. Schon nach dem ersten starken Regen füllten sich sofort die Tanks und es gab gutes Wasser im Behandlungsraum, der Küche und im Bad. Herrlich!

Robertson mit dem Solar-Mikroskop

Robertson mit dem Solar-Mikroskop

Drei Tage lang säuberten und schmirgelten die Yanomami alle Außenwände der Krankenstation und gaben den Wänden wieder einen neuen frischen grünen Anstrich. Reginaldo und Kuata bearbeiteten die Bänke, Tische und Türen. Alle Yanomami und die brasilianischen Arbeiter freuten sich, als die Krankenstation wieder im neuen Glanz strahlte und ich freute mich, dass alles so gut und schnell ohne Probleme geklappt hatte.

In der Krankenstation mussten überall neue Stromkabel verlegt und mit einer Solaranlage und Batterie verbunden werden. Robertson, unser Mikroskopist für die Malaria-Untersuchungen in der Krankenstation, war sehr dankbar über das stärkere Licht durch die Solarbatterie. Es erleichtert die Untersuchungen und schont die Augen.

Die politische Situation für die Indigenen im Regenwald

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva trat Ende letzten Jahres seine dritte Amtszeit an. Er hatte im Wahlkampf versprochen, den Umwelt- und Klimaschutz zu stärken. Mit einem Militär- und Policia Federal Großeinsatz ließ er Anfang des Jahres tatsächlich die Goldsucher herausholen. Ihre Flugzeuge wurden verbrannt und ihre Maschinen und Werkzeuge für weitere Nutzungen zerstört.

Flugzeuge und Maschinen der Goldsucher werden zerstört

Flugzeuge und Maschinen der Goldsucher werden zerstört

Lula hat einen Aktionsplan zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes aufgestellt. Er sieht unter anderem die sofortige Beschlagnahmung der Hälfte der Flächen vor, die illegal zur Abholzung genutzt werden. Zudem sollen zusätzliche Schutzgebiete von drei Millionen Hektar bis 2027 geschaffen werden. Der Regenwald soll stärker überwacht werden und höhere Strafen für illegale Abholzungen verhängt werden.

Zwei indigene Frauen für die neue Regierung von Lula

Im Dezember 2022 wurde Sonja Guajajara zur Ministerin des neu geschaffenen Ministerium für indigene Völker ernannt. Ihr Engagement steht für den Schutz der indigenen Gebiete. Sie sagt: „Wir werden keine Rückschritte mehr erlauben“

Lula hat außerdem 43 Mitglieder der Nationalen Indigenenbehörde Funai entlassen und angeordnet, dass die indigene Rechtsanwältin Joenia Wapichana die Führung der Behörde übernimmt. Die freigewordenen Ämter werden in der kommenden Zeit alle mit indigenen Personen besetzt. Der Präsident entließ auch elf lokale Koordinatoren des Gesundheitsministeriums.

Das neue Schulprojekt in Bisho Acu

Ende des Jahres baten die Yanomami mich in einem Brief um eine Schule für ihr Dorf Bisho Acu. Sie wünschen eine Schule zur Bewahrung ihrer kulturellen Identität und zur Verteidigung und zum Schutz ihres Lebensraums.
Otávio schreibt weiterhin in diesem Brief:

„Wir brauchen die Schule nicht um Nape (Nicht-Yanomami) zu werden. Wir müssen die Welt der Nape verstehen und das Wissen nutzen, das uns mit Fähigkeiten für unsere Rechte versorgt.“

Daniel und Thiago engagieren sich für die Yanomami

Daniel und Thiago engagieren sich für die Yanomami

Anfang dieses Jahres reiste ich deshalb in das Dorf Bisho Acu am Fluss Marauia und nahm an einer großen Versammlung teil.

Ihre Yanomami Schule in Raiter

Ihre Yanomami Schule in Raiter

Ich besuchte die Schule im Yanomami-Dorf Raiter, die von Daniel und Thiago aus Sao Paulo konzipiert und von Carlinho aus Santa Isabel do Rio Negro gebaut wurde. Sie ist einfach und sehr schön gebaut. In diesem Stil aus Holz möchte ich Anfang nächsten Jahres die Schule für das Dorf von Otavio in Bisho Acu bauen.

Ein herzliches Dankeschön an alle Unterstützer

Stiftungen und Organisationen
Oswald-Stiftung aus Pfarrkirchen
Lebensraum Regenwald e.V. von Roland Zeh
Sonnenwasser e.V. von Fritz Strohecker aus Strande
Kollekte des Ev.-Luth. Kirchenkreises von Plön
Eine Welt Kreis aus Mehring
Wortwechsel Verlag, Ulrike Steffen

Einzelspender und Unterstützer

Schülerinnen nach dem Vortrag am Gymnasium in Gelnhausen

Schülerinnen nach dem Vortrag am Gymnasium in Gelnhausen

Elisabeth Albert, Perihan Atug, Wolfgang Baumüller und Regine Häusler, Kathrin Beutin, Martin Binz, Hermann Birschel, Christine Bischoff, Hans Bornefeld, Petra und Jörg Bonin, Dr.Andrea Bräuning, Marlen Breitinger, Rudolf Brunner, Christina Chang, Michaela Freudenberger, Monika Gernert, Ferdinand Guttenberg, Monika Hagemann, Angelika Heinsen, Wolfgang und Isolde Hofer, Veronica Huber, Hans Hinrich Kahrs, Antje Kalbe, Stefan Kiehl, Monika Kienass, Karl-Heinz Klöckner, Henning Köhlert, Christhard Kotte, Dagmar und Bodo Kuhnhenn, Hilmar Lampert, Vilas Boas Lessa, Elfi und Volker Lindner, Alexander Mater, Rosi Mauer-Bittlinger und Geburtstagsgäste, Julia Melzner, Karen Knutzen-Mies und Herbert Mies,Toivo und Chris Miller, Hermine Mittermeier, David Muchau, Michael und Marianne Müller, Michael Müller-Andersson, Brigitte Ohm, Kathrina Ott, Markus Pfeifer, Blanche Piper, Hans Christian Plagmann, Dr. Roland Psenner, Ricarda Quick, Christina Chang Rudolph, Katinka Sauer, Giesela Schmieder, Silke Schöne, Ellen Schröter, Dr. Christian Schumacher, Hanna Severin, Alessandro Rocco Silvestri und Fatma, Dr. Florian Steiner, Marion und Herbert Strauss-Barthel und Geburtstagsgäste, Dieter und Elisabeth Untermann, Ulrich Wandt, Ralf Warnholz, Gundula und Sophie Weber, Wolfgang Weyer, Irina Wiessner, Wolfgang Zierke, Beate Ziethen.

Liebe Mitgliederfreunde und Unterstützer

der Yanomami-Hilfe e.V. nur durch eure regelmäßigen Beiträge und durch viele Spenden sind eine sichere Planung und Durchführung für die weiteren Yanomami-Hilfsprojekte möglich. Muito obrigada!

Vielen Dank
auch an alle Lehrerinnen und Lehrer, die mich immer wieder an ihre Schulen einladen, um dort für die Schüler einen Vortrag über die Yanomami und den Regenwald zu halten.

Nachfolge gesucht

Mein langjähriger Yanomami-Freund Chiquinho

Mein langjähriger Yanomami-Freund Chiquinho, mein langjähriger Yanomami-Freund aus Tomoropiwei, fragte mich besorgt beim letzten Besuch: „Und wer wird Deine Arbeit eines Tages fortsetzen? Ich sollte jetzt schon mal nach jemanden suchen, den ich einarbeiten könnte.“

Vielleicht gibt es jemanden, der mich auf der nächsten Reise begleiten und beim Schulprojekt mitarbeiten möchte? Das dreimonatige Projekte wird Anfang Januar 2024 beginnen. Interessierte, aber keine „Träumer“, können sich bis Mitte November bei mir melden: christinahaverkamp@ web.de Portugiesische Sprachkenntnisse sind unbedingt erforderlich.

Schlußbemerkung
Die verbesserte politische Situation durch den Regierungswechsel mit Lula ist ein großer Erfolg für die Yanomami und ein Hoffnungsschimmer für den Regenwald, der unser Weltklima mitbestimmt.

Trotz der positiven Entwicklung wissen wir, dass der Druck von außen durch Goldsucher, Großgrundbesitzer, Minenkonzerne, korrupte Politikern niemals aufhören wird. Diese Gefahren lauern permanent. Unsere Menschenrechtsarbeit muss deshalb weiterhin fortgesetzt werden.

Für eure treue Unterstützung bin ich sehr dankbar. Ich wünsche uns allen einen entspannten Sommer!

Mit sonnigen Grüßen
Christina Haverkamp

Kleine Anmerkung: Dieser Bericht wurde wie immer persönlich geschrieben ohne Unterstützung der künstlichen Intelligenz (KI).

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Yanomami-Hilfe e.V., Hökerberg 1, 24241 Blumenthal, Telefon 0 43 47 – 70 81 34
E-Mail: office[at]yanomami-hilfe.de, Internet: www.yanomami-hilfe.de
Sparkasse Mittelholstein, IBAN DE 08 2145 0000 0003 3882 28

“Foi ele (Bolsonaro) que matou” – „Er (Bolsonaro) war es, der getötet hat“, prangert Davi Kopenawa an

Publicado em, por Felipe Medeiros: 24/01/2023
“Foi ele (Bolsonaro) que matou”, denuncia Davi Kopenawa (Artikel in Portugiesisch)
https://amazoniareal.com.br/tragedia-humanitaria/
„Er (Bolsonaro) war es, der getötet hat“, prangert Davi Kopenawa an

Für den Häuptling und Schamanen des Yanomami-Volkes ist der ehemalige Präsident Jair Bolsonaro (PL) maßgeblich verantwortlich für die Verschärfung der humanitären Tragödie, die sein Volk betrifft, und er sollte wegen des Verbrechens des Völkermords verhaftet werden (Foto: Bruno Kelly/Amazônia Real).

Jahresbericht 2021

Blumenthal, Januar 2022

 

Liebe Yanomami-Freundinnen und Freunde

Schulvorträge in Frankreich

Schulvorträge in Frankreich

dieses Mal bekommt ihr den Jahresbericht kurz bevor ich in wenigen Tagen für zwei bis drei Monate nach Brasilien reise und mich mit den Yanomami im Amazonasgebiet von Roraima treffe.
Im letzten Jahr konnte ich während der anhaltenden Corona-Pandemie kaum Vorträge an Schulen in Deutschland halten. Alle meine Vorträge, die ich für den Herbst in Bayern organisiert hatte, wurden wegen der hohen Inzidenz abgesagt. Sehr, sehr schade!!!

Dafür konnte ich im Oktober in Frankreich viele Vortäge an Schulen halten, die Anna Ballester in ihrem Wohnort Ecommoy in der Nähe von Le Mans organisiert hatte. Das Interesse der Schüler in Frankreich war sehr groß. Nach den Vorträgen musste ich viele Fragen beantworten. Und das alles auf Französisch! Das war für mich eine große Herausforderung.

Öffentlichkeitsarbeit mit Anna Ballester in Ecommoy

Öffentlichkeitsarbeit mit Anna Ballester in Ecommoy

Anna Ballester hatte eine Yanomami-Ausstellung mit 200 Bildern im Kulturzentrum von Ecommoy vorbereitet. Mit der Presse und lokalem Fernsehen konnten wir auf die Ausstellung und auf die bedrohte Situation der Yanoma- mi im Amazonasgebiet intensiv aufmerksam machen. Zum Abschluss hielten Anna und ich gemeinsam einen Vortrag vor vielen interessierten Zuschauern in der Stadthalle von Ecommoy.

Wegen der Corona-Pandemie konnte ich im letzten Jahr nicht die Yanomami im Amazonasgebiet besuchen. In der Urwaldmetropole Manaus hatte man die Pandemie unterschätzt und nicht unter Kontrolle. Anfang Januar kollabierte das Gesundheitssystem völlig und Manaus wurde zum Corona-Brennpunkt. Viele Patienten starben in den Krankenhäusern auf Intensivstationen, da Sauerstoff-Flaschen für die Behandlungen fehlten.

Versammlungen bei den Yanomami

Treffen der Yanomami vom Rio Marauia

Treffen der Yanomami vom Rio Marauia

Im Oktober 2021 unterstützten wir mit unseremYanomami-Hilfeverein ein großes Treffen der Indigenen am Fluss Marauia. Viele Yanomami aus den verschiedenen Dörfern kamen für einige Tage zusammen, um sich auszutauschen und über die Probleme in ihren Dörfern zu reden und gemeinsam Lösungen zu finden.

Solche Treffen sind sehr wichtig, damit die Yanomami sich als eine große Gruppe verstehen und erkennen, dass sie sich gemeinsam für ihre Rechte einsetzen müssen.

Vor ein paar Monaten wurde Mitgliedern der wissenschaftlichen Stiftung Oswaldo Cruz (Fiocruz) von der FUNAI (staatliche Indianerschutzbehörde) der Zutritt ins Yanomamigebiet verwehrt. Dabei berief sich die Funai auf eine Verordnung vom März 2020, welche vorsieht, dass indigene Gebiete vorerst nur im größten Notfall betreten werden dürfen. Doch Unterernährung, Malaria und Corona verschlechtern die Situation der Yanomami zunehmend.

Eine neue Goldsucherinvasion und Corona bedrohen die Yanomami

Ende letzten Jahres fand das zweite Forum der Yanomami und Ye`kwana Indigenen in Boa Vista statt. Es wurde ein Forderungskatalog erstellt, welcher staatlichen Institutionen und Ministerien überreicht wurde. Gefordert werden unter anderem die regelmäßige medizinische Versorgung durch Ärzte, die sich mit den Traditionen und Lebensweisen der Indigenen auskennen. Ebenso wird eine Wasseruntersuchung der Seen und Flüsse im Yanomamigebiet gefordert, wo Goldsucher arbeiten und zur Goldgewinnung Quecksilber verwenden.

Goldsucher und jetzt auch noch Corona im Yanomami-Gebiet.

Laut ISA ( Sozial-Ökologisches Institut ) wurden weniger als 5 % der Yanomami in Brasilien geimpft. Ein großer Teil der Yanomami vertraut dem Impfstoff nicht. Sie fordern mit noch mehr Nachdruck, dass alle Goldsucher aus ihrem Gebiet herausgeholt werden. Sie zerstören nicht nur den Regenwald, sondern bringen Malaria und jetzt auch noch Corona ins Yanomami-Gebiet. Um uns zu schützen sollen wir uns nun mit einen Impfstoff spritzen lassen, dem wir nicht vertrauen?

Seit Juni letzten Jahres hat die Yanomami-Organisation Hutukara die Beseitigung der Tausenden illegaler Goldsucher gefordert, die auf dem Territorium arbeiten und Überträger der Krankheiten sind. Illegale Bergbaubetriebe sind eine eindeutige Quelle für Covid 19 Infektionen. Die von den Yanomami und Ye`quana gestartete Kampagne unter #MinersOut CovidOut#, die von brasilianischen und internationalen Verbündeten unterstützt wird, hat inzwischen über 410.000 Unterschriften zur Unterstützung des indigenen Kampfes gesammelt.

Yanomami und Ye`quana starten gemeinsam eine Kampagne

Yanomami und Ye`quana starten gemeinsam eine Kampagne

„Wir bitten um dringende Entfernung der Invasoren aus unserem Land. Wir möchten dieses Dokument den brasilianischen Behörden vorlegen. Es ist ein Instrument, um die Probleme mit der Invasion von Goldsuchern, der Kontamination der Umwelt einschließlich unserer Flüsse und der Kontamination durch Krankheiten wie diese Epidemie, die viele Menschen getötet hat, anzuprangern“, sagt Dário Kopenawa Yanomami, Vice-Präsident von Hutukara.

Der Bericht verurteilt nicht nur die derzeitige mangelnde Kontrolle über die Corona-Pandemie im Yanomami-Territorium, sondern zeigt auch auf, wie diese sich im Yanomamigebiet entwickelt hat. Viele Yanomami waren vor dem Ausbruch der Pandemie durch Krankheiten wie Malaria geschwächt, deren Auftreten sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht hat! Solche Vorerkrankungen machen sie noch anfälliger für eine weitere Virusinfektion.

Unser Yanomami-Büro in Blumenthal

Im letzten Jahr hat uns unsere langjährige Mitarbeiterin und Buchhalterin Maren Doobe verlassen. Sie erledigte monatlich die Abbuchungen der Beiträge unserer Freundeskreis-Mitglieder. Liebe Maren, vielen Dank für Deine langjährige und zuverlässige Büroarbeit!
Seit einigen Monaten erledigt nun diese Arbeit Eva Piest, eine langjährige Freundin und Lehrerin der Gemeinschaftsschule im Nachbardorf Nortorf.


Danksagung an unseren Yanomami-Freundeskreis und an alle Spender

Maren Doobe verläßt unser Yanomami-Büro

Maren Doobe verläßt unser Yanomami-Büro

Im letzten Jahr gab es leider keine Schüleraktionen oder Benfiz-Veranstaltungen zugunsten der Yanomami. Corona bestimmt seit über zwei Jahren unser Leben. Dass ihr als Mitglieder im Yanomami-Freundeskreis weiterhin die Yanomami unterstützt, dafür bin ich euch sehr dankbar!

Für die Unterstützung unserer Yanomami-Arbeit möchte ich mich auch bei den folgenden Spendern herzlich bedanken:

Stiftung, Betriebe, Theater und Organisationen
Bündnis mit Indianern Südamerikas e.V. aus Eggenfelden
Eneratio Ingenieurbüro GBR aus Hamburg
Kath. Pfarrkirchenstiftung St. Martinus Mehring
Landschaft und Siedlung AG
Lebensraum-Regenwald e.V. von Roland Zeh
Oswald-Stiftung aus Pfarrkirchen
Schauspielhaus Zürich AG
TAC-Verlag Karl Wenning
Wortwechsel Verlag GmbH, Ulrike Steffen

Einzelspender und Unterstützer

Marion und Herbert feierten ihren Geburtstag zugunsten der Yanomami

Marion und Herbert feierten ihren Geburtstag zugunsten der Yanomami

Perihan Atug, Johannes Barthel, Wolfgang Baumüller, Maria Benkert, Kerstin Bensch, Martina Berger, Kathrin Beutin, Dr. Bernd Jürgen und Simone Bundschuh, Richard Borggrewe, Hans Bornefeld, Petra und Jörg Bonin, Friedhilde und Rolf Brandt, Rudolf Brunner, Hartmut Bunjes, Jörg Franz-Josef Danne, Birgit Kuhlmann-Deutz und Joachim Deutz, Andrea Fischer-Bickert, Monika Maria Gernert, Marwin Leon Szmula Gonzalez, Diane Granitz, Christian Griebl, Gerhard Haverkamp, Anna Hegele, Inge Heier, Angelika Heinsen, Jan Henselder, Sinje Kätsch, Stefan Kiehl, Monika Kienass, Karen Knutzen-Mies und Herbert Mies, Henning Köhlert, Bettina Kolm, Andrea Konopka, Christhard Kotte, Dagmar Kuhnhenn, Anna Kühl, Anneliese Lauscher, Maria Ester Gonzalez Losada, Alexander Mater, Christoph Maurer, Matthias Merget, Hermine Mittermeier, Andrea Moser, David Muchau, Kirsten Nehberg, Andreas Niepage, Wolfgang Nottmeier, Dagmar Olsen und Dietmar Volkers, Jens und Anna Otto,Thorsten Pagalies, Markus Pfeifer, Christiane Pieper, Ricarda Quick, Norbert Reis, Manfred und Ingrid Reithofer, Anne-Katrin Roever-Plagmann, Nadjy Python, Gisela Schmieder, Ellen Schröter, Alessandro Rocco Silvestri und Fatima Christina Elisabeth, Dr. Alexander Spaar, Joachim Stachelscheid, Dr. Florian Steiner, Marion Strauss-Barthel und Herbert Barthel, Kerstin Struck, Gabriele Sutor-Krüger, Monika Theissing, Rosario Luz Mendivil Trelles, Cornelia Edith Vettel, Ulrich Wandt, Gundula, Sophie und Thilo Weber, Franz Wetzl, Irina Wiessner, Sabine Willmann, Roger Windrich, Angelika Winkler, Wolfgang Zierke, Beate Ziethen

Mein Plan für 2022
Zunächst möchte ich mich im Februar in Boa Vista mit Davi Kopenawa Yanomami von der Organisation Hutukara treffen, der für seine unermüdliche Arbeit im Jahr 2019 den Alternativen Nobelpreis in Stockholm erhalten hat. Von ihm werde ich ausführliche Informationen über die Situation im Yanomami-Gebiet erhalten. Mit der Yanomami-Hilfe e.V. und einer weiteren Stiftung möchten wir seine politische Arbeit weiterhin unterstützen. Gemeinsam werden wir besprechen, was im Augenblick an Hilfe im Yanomami-Gebiet notwendig und möglich ist.

Seit 30 Jahren verbindet uns eine Freundschaft. Davi Kopenawa und Christina Haverkamp

Seit 30 Jahren verbindet uns eine Freundschaft. Davi Kopenawa und Christina Haverkamp

Ich hoffe, dass wir unsere zweite Krankenstation in Papiu Kayanau komplett renovieren können. Dafür brauche ich einen Holzfäller, zwei Handwerker und die Möglichkeit mit einem Buschflugzeug vom Gesundheitsministerium ins Yanomami-Gebiet nach Papiu zu fliegen.
Ob das in Zeiten von Corona möglich ist, werde ich erst vor Ort in Boa Vista sehen. Solange uns die Pandemie weltweit begleitet, gibt es keine Planungssicherheit. Ich muss mich in Geduld und Gelassenheit üben, was mir sehr schwer fällt! Anbei schicke ich euch eine Rede von Davi Kopenawa mit einem aktuellen Appell.

Vielen Dank für eure treue und großzügige Unterstützung!
Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen mit den Yanomami.

Christina Haverkamp

Rede mit Appell von Davi Kopenawa Yanomami

3. Januar 2022

Wir sind sehr besorgt, traurig und wütend. 2021 war ein sehr schlechtes Jahr für die indigenen Völker. Im Yanomami-Land nahmen Xawaras (Krankheiten) und auch die Zahl der Eindringlinge zu. Es gibt mehr als 20.000 Goldsucher, die jeden Tag unsere Gemeinden zerstören, um Gold zu gewinnen und leichtes Geld zu verdienen. Wohin sie auch gehen, hinterlassen sie eine Spur der Zerstörung, der Gewalt, der Drogen, der Prostitution und des Todes.
Im Jahr 2022 wird die Invasion fortgesetzt. Präsident Bolsonaro unternimmt keine Schritte, um die Goldsucher zu vertreiben. Er will sie da nicht rausholen – ganz im Gegenteil!

Davi Kopenawa

Davi Kopenawa

Ich bin ein Schamane und ich bin nicht allein. Nur Schamanen kennen die Vision von der Zukunft Brasiliens und der Welt. Der Tɨtɨri (Geist des Waldes) kommuniziert mit den Schamanen. Wir sind mit dem Land und dem Wald verbunden. Wir alle, Menschen des Planeten, werden leiden, da wir bereits leiden. Unsere Welt, der Planet Erde, ist sehr bedroht.

Tausende Menschen sind bereits an der Krankheit Krukuri sɨkɨ wai (Covid-19) gestorben. Die Nicht-Indigenen in der Stadt denken, dass sie nicht krank werden, aber sie werden es. Umweltverschmutzung bringt die bereits weit verbreitete Xawara in den Wald und ins Meer. Die Welt ist voller Probleme.

Die Stadtbewohner denken, dass der Planet in Ordnung ist, aber tief im Inneren wissen diejenigen von uns, die mit Tɨtɨri sprechen, dass es nicht so ist. Der Planet Erde schreit und bittet um Hilfe, damit der Wald geschützt wird. Die Stadtbewohner können den Hilferuf von Mutter Erde nicht hören.

Wir müssen den Planeten Erde in Ruhe lassen, weil er große Schmerzen hat. Das verlangt er auch von mir und ich sehe und höre dieses Leiden. Ich bin besorgt. Wir wissen nicht, wie wir die Lunge der Erde heilen sollen. Wir haben kein Heilmittel. Wir Yanomami und Nicht-Indigene müssen die Erde gemeinsam heilen. Ich bin eine kleine Ameise, trage meinen Teil bei und kümmere mich um meine Menschen. Das ist meine Rolle.

Deshalb verkünde ich der ganzen Welt, was im Yanomami-Land passiert. Wenn die Eindringlinge nicht entfernt werden, wird das Leiden noch schlimmer! An der Spitze des Apiaú-Flusses, wo es angeblich viel Gold gibt, ist die Heimat meiner Moxihatëtëma-Verwandten, der isolierten Indianer, wie Nicht-Indigene sie nennen. Sie können sich nicht verteidigen. Sie kennen die Goldsucher nicht, sie wissen nicht einmal, dass es Gold gibt. Ich mache mir große Sorgen um sie. Sesai, die Gesundheitsbehörde für indigene Völker, kümmert sich nicht um die Yanomami und Ye’kwana. Deshalb bin ich hixiu (wütend).

In Homoxi ist die Situation schlecht und wird immer schlimmer. Dort wurde bereits 1986 und 1991 Goldabbau betrieben, jetzt ist er noch stärker zurückgekommen. In Xitei haben die Goldsucher viel abgeholzt, laut Experten hat die Abholzung zwischen Dezember 2020 und September dieses Jahres um 1000 % zugenommen.
Jeder, der illegal Gold kauft, ist auch ein Goldschürfer. Die Besitzer der Geschäfte, die Gold kaufen und verkaufen, sind ebenfalls in dieses Verbrechen verwickelt. Flugzeugbesitzer und Piloten sind Kriminelle. Es ist ein Verbrechen, im Land der Yanomami und in allen anderen indigenen Gebieten Brasiliens Bergbau zu betreiben! Warum wird Artikel 231 der Verfassung, der für nicht-indigene Völker geschaffen wurde, nicht angewandt? Warum lassen die Behörden die Yanomami sterben?

Um das Jahr 2022 herum werde ich nur diejenigen beraten, die indigene Völker unterstützen. Ich werde die Regierung , die indigene Völker tötet, nicht beraten. Ich werde die kämpfenden Verwandten beraten, wie die Kayapó, Xavante, Tucano, Macuxi, Wapichana, Wamiri-Atroari, Munduruku, Ye’kwana und Yanomami – die Freunde der Waldvölker.
Lassen Sie uns gemeinsam weitergehen, gemeinsam kämpfen, bis Präsident Bolsonaro die Macht verlässt. Ich werde abwarten, ob sich Ende des Jahres nach den nächsten Wahlen ein anderer Präsident um den Wald und Brasilien kümmert. Ich bin immer misstrauisch. Ich kenne bereits den Weg der Zivilisation. Aber ich werde weiterhin um Unterstützung bitten, um zu versuchen, unsere Natur, unsere Mutter Erde, zu retten.

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Yanomami-Hilfe e.V., Hökerberg 1, 24241 Blumenthal, Telefon 0 43 47 – 70 81 34
E-Mail: office[at]yanomami-hilfe.de, Internet: www.yanomami-hilfe.de
Sparkasse Mittelholstein, IBAN DE 08 2145 0000 0003 3882 28