Archiv der Kategorie: Rundbriefe

Jahresbericht 2014

Blumenthal, April 2015

Liebe Yanomami-Freunde,
diesmal erhaltet ihr den Jahresbericht 2014 ein paar Wochen später, da ich gerade erst wieder aus Venezuela von den Yanomami zurückgekehrt bin.

Katastrophale Zustände in Venezuela

Die Situation in Venezuela ist wirtschaftlich und politisch schlimmer als ich befürchtet hatte. Korruption und Inflation im Land sind enorm gestiegen. Caracas hat sich zur gefährlichsten Hauptstadt der Welt entwickelt. Durch sinkende Erdölpreise sind auch die Einnahmen des Landes drastisch gesunken. Aufgrund von Devisenmangel gibt es kaum noch Produkte aus dem Ausland. Seit Monaten sieht man immer wieder, dass wartende Menschenschlangen stundenlang vor den fast leeren Supermärkten stehen.

Yanomami organisieren sich im Dorf Parima

Yanomami organisieren sich im Dorf Parima

Die venezolanische Regierung ist mit der gesundheitlichen Versorgung im Land völlig überfordert. Sie ist nicht in der Lage ein funktionierendes Gesundheitssystem aufzubauen. Nach außen hin möchte Präsident Maduro nicht zeigen, dass der Sozialismus im Land nicht funktioniert.

Regierungsgegner und Oppositionelle, wie der Bürgermeister aus Caracas, Antonio Ledezma, werden willkürlich verhaftet. Seit Anfang des Jahres wurden über 200 Demonstranten festgenommen, die in grauenhaften Gefängnissen der Geheimpolizei und des Militärs gefolter werden.

Leider konnte ich aus Sicherheitsgründen die in Deutschland gekauften fünf Sprechfunkgeräte und das Mikroskop für die Yanomami nicht nach Venezuela mitnehmen. Der korrupte venezolanische Zoll hätte sie sofort am Flughafen in Caracas beschlagnahmt. Und nicht nur das: Man hätte mich wegen Spionage verhaftet, da die Funkgeräte militärische Instrumente sind.

So flog ich schweren Herzens im Januar ohne die Geräte nach Caracas. In der Stadt führte ich viele Gespräche mit dem Gesundheitsministerium, der Deutschen Botschaft, der Friedrich-Ebert-Stiftung und verschiedenen indigenen Organisationen. Es herrscht ein Klima der Angst und Repression. Keiner wagt es, öffentlich seine Meinung zu den Missständen und Ungerechtigkeiten zu äußern.

Die Yanomami-Organisation Horonami teilte mir mit, dass seit Monaten die gesundheitliche Situation der Yanomami im Orinokoquellgebiet dramatisch sei. Viele Yanomami starben in den letzten Monaten an Malaria und Tuberkulose, weil es keine Ärzte und Medikamente gab. Darum organisierten die Yanomami Anfang des Jahres in Puerto Ayacucho ein großes Treffen. Über 100 Yanomami aus vielen Dörfern waren von weit her mit Kanu, zu Fuß und Militärhubschrauber angereist, um über die unzureichende medizinische Versorgung zu sprechen.

Treffen und Demonstration der Yanomami in Puerto Ayacuchco

Vertraute Begegnung mit den Yanomami nach langer Zeit

Vertraute Begegnung mit den Yanomami nach langer Zeit

Es war ein herzliches Wiedersehen! Viele Yanomami hatte ich lange Zeit nicht mehr gesehen. Ein Gespräch, das die Yanomami vor wenigen Monaten im Urwald mit der Ministerin für Indigene, Aloha Núñez, führten, blieb ohne Erfolg. Nach dem dreitägigen Treffen in Puerto Ayacucho beschlossen sie eine Demonstration mit Marsch bis zur Gesundheitsbehörde zu machen, um mehr Gehör für ihre Probleme zu bekommen.

Über Facebook, Twitter, Presse, Radio und TV-Amazonia erhielten die Yanomami in Venezuela große Aufmerksamkeit.

Versammlung und Demonstration der Yanomami-Organisation Horonami in Puerto Ayacucho

Die erste von ihnen selbst durchgeführte Demonstration schlug ein wie eine Bombe. Das hatte keiner erwartet, dass die Yanomami aus dem Urwald auf den Straßen von Puerto Ayacucho lautstark und ohne Angst für ihre Rechte kämpfen!

Auf ihren Transparenten stand:

Der Protest erhält große Aufmerksamkeit

Der Protest erhält große Aufmerksamkeit

Horonami Organizacion Yanomami
Por la Dignidad y Respeto de nuestro pueblos Calidad de Salud, ya!
Yanomami Organisation Horonami
Für die Würde und den Respekt unseres Volkes. Eine gute Gesundheit, sofort

Ergebnis und Folgen der Demonstration

Eine Delegation der Yanomami von Horonami wurde zwei Wochen nach dieser Demonstration zu einem Gespräch mit dem Vizepräsidenten Dr. Jorge Alberto Arreaza in Caracas eingeladen. Er hörte sich die Probleme der Yanomami an und versprach Ärzte und Medikamente zu schicken. Das Militär im Amazonasgebiet soll einen Hubschrauber für die medizinische Versorgung der Yanomami erhalten. Wir werden sehen, ob den Versprechungen auch Taten folgen. Noch bin ich skeptisch und hoffe auf Besserung. Die Yanomami Organisation Horonami wird keine Hinhaltetaktik mehr dulden.

Für mich wurde es nach der Demonstration gefährlich

Politisches Asyl beim Bischof in Puerto Ayacuchco

Politisches Asyl beim Bischof in Puerto Ayacuchco

Zusammen mit einer Yanomami-Gruppe wollte ich nach der Demonstration im Kanu den Rio Orinoko hochfahren, um unsere Krankenstation in Mavaquita zu besuchen. Kurz vor Abfahrt erhielt ich den Anruf eines Freundes aus Caracas, der mich eindringlich warnte: “Christina, Du bist in großer Gefahr! Die Guardia National sucht dich und will Dich wegen Spionage verhaften!“ Ich konnte und wollte es nicht glauben. Bischof José Ángel Divasion riet mir die Warnung des Freundes aus Caracas ernst zu nehmen und Puerto Ayacucho sofort zu verlassen. Die Yanomami trösteten mich und meinten, dass dieser Zeitpunkt zu unsicher sei, um ins Yanomamigebiet zu gehen. Bei den zwei Militärposten, die wir auf dem Orinoko passieren müssten, könnten sie mich nicht ausreichend schützen. In dem Büro des Bischofs neben der Kirche erhielt ich zwei Tage politisches Asyl, um vor der Guardia National in Sicherheit zu sein, bevor ich am Sonntag, den 1. März frühmorgens mit dem nächsten Flugzeug den kleinen Ort Puerto Ayacucho verließ.

Moskitonetze für Maria Wachtler

Moskitonetze für die Yanomami

Moskitonetze für die Yanomami

Seit über 50 Jahren arbeitet und lebt die Österreicherin Maria Wachtler bei den Yanomami in der Missionsstation der Salesianer am Fluß Ocamo. Die Salesianer bauten vor vielen Jahren dort und am weiteren Oberlauf des Orinoko in Mavaca, Mavaquita und Platanal Schulen für die Yanomami auf. Es unterrichten ausgebildete Yanomami-Lehrer die Kinder im bilingualen System. Das heißt, sie lernen Lesen und Schreiben in Spanisch und in ihrer Sprache Yanomamé. Maria Wachtler, die in diesem Jahr 80 Jahre alt wird, besucht regelmäßig die Yanomami-Dörfer am Oberen Ocamo. Es zeigt sich in den letzten Jahren, dass in den Dörfern, wo die Yanomami Moskitonetze benutzen, die Malariaerkrankungen erheblich zurückgegangen sind. Mit Geldern der Yanomami-Hilfe e.V. kaufte ich in Caracas feine Moskitostoffe, die Maria Wachtler den Yanomami-Frauen bringen wird. Sie nähen sich daraus die passenden Moskitonetze für ihre Hängematten.

Mikroskop für den Yanomami Gordova

Mit diesem Mikroskop kann nun Gordova in seinem Dorf arbeiten

Mit diesem Mikroskop kann nun Gordova in seinem Dorf arbeiten

Vor meinem Rückflug nach Deutschland konnte ich in Caracas mit viel Glück ein robustes Mikroskop für Gordova kaufen. In seinem Yanomami-Dorf Guayabal am Rio Padamo starben vor wenigen Wochen 25 Yanomami an Tuberkulose. Da es kein Mikroskop gab wurde die Erkrankung zu spät erkannt. Gordova hat vor ein paar Jahren bereits eine Ausbildung zum Mikroskopisten gemacht. Nun erhält er mit unserem neuen Mikroskop von der Ärztin Dagmaris einen Auffrischungskurs im Tropeninstitut CAICET von Puerto Ayacucho, um sicher und rechtzeitig die Erkrankungen anhand von Blut- und Speichelproben zu erkennen. Er freut sich riesig und ist sehr dankbar, dass er jetzt in seinem Dorf mit dem neuen Mikroskop arbeiten kann.

Momoi, die junge Yanomami-Mutter ist wieder zurück in ihrem Dorf

Momoi konnte mit ihrem Baby Dank unserer Reha-Unterstutzung wieder in ihr Dorf zuruckkehren

Momoi konnte mit ihrem Baby Dank unserer Reha-Unterstutzung wieder in ihr Dorf zuruckkehren

Im letzten Jahr haben wir weiterhin die Rehabilitation von Momoi im Krankenhaus von Puerto Ayacuchco unterstützt. Ihr Bein musste nach einem hochgiftigen Schlangenbiß amputiert werden. Mit einer Prothese lernte sie wieder laufen und kehrte vor einigen Monaten mit ihrem
Baby überglücklich in ihr abgelegenes Yanomami-Dorf Parima zurück.

Die Situation der Yanomami in Brasilien

In einer fünftägigen Operation hat die brasilianische Polizei im Dezember letzten Jahres zusammen mit der Funai (Indianerschutzbehörde) 260 Goldsucher aus dem Gebiet am Rio Uraricoera herausgeholt und verhaftet. Joao Catalano, der Koordinator der FUNAI, hat angekündigt, dass man diese Goldsucher für die Schäden, die sie im Wald angerichtet haben, zur Rechenschaft ziehen wolle. Weitere 800 Goldsucher werden noch versteckt im Wald vermutet.

Die Yanomami von Roraima kontrollieren selbst ihr Gebiet. Sobald sie illegal arbeitende Goldsucher entdecken oder ein Flugzeug sehen, das Nachschub für die Goldsucher über den Urwald abwerfen will, wird die Indianerschutzbehörde FUNAI über Sprechfunk informiert. Davi Kopenawa, der Sprecher der Yanomami-Organisation Hutukara, macht Druck, damit die Polizei und die Funai ihre Arbeit zum Schutz des Yanomamigebietes übernimmt. Leider fehlen auch in diesem Gebiet noch viele Sprechfunkgeräte, mit denen alle Yanomami-Dörfer sich über Funk melden können, wenn Gefahr durch Goldsucher droht.

Besuch von Anna Ballester

Im Oktober 2014 lud ichAnna in meineWohngemeinschaft nach Blumenthal ein.Zusammen hielten wir vieleVorträge an Schulen in Schleswig-Holstein. Anna war sehr gerührt vom großen Interesse der Schüler an den Yanomami. Besonders waren die Schüler natürlich auch daran interessiert, warum eine Französin seit 19 Jahren bei den Yanomami im Urwald lebt.

Anna hält einen spannenden Vortrag vor den Schülern der Waldorfschule Kiel

Anna hält einen spannenden Vortrag vor den Schülern der Waldorfschule Kiel

Im letzten Jahr organisierte Anna in ihrer Schule viele Bildungskurse für die Yanomami. Ernährung, Gesundheit, Krankenbehandlung und politische Bildung waren die Themen. Eines der wesentlichen Ziele ihrer Arbeit ist es, die Yanomami auf die Gefahren von außen vorzubereiten. Es soll verhindert werden, dass die Yanomami unvorbereitet den Verlockungen der westlichen Welt erliegen, ohne die möglichen Konsequenzen eines solchen Wandels zu kennen. Dazu müssen sie sich ihrer eigenen Kultur, ihrer Lebensgewohnheiten und ihrer Stärken und Schwächen bewusst sein. Bewahren und Wertschätzen der eigenen Kultur ist daher ein wichtiges Ziel der Projekte. Mit unserem Sprechfunkgerät hält Anna Kontakt zu den Yanomami-Dörfern am Rio Maraia und kann so die Kurstermine mit den Yanomami absprechen.

Anna ist Vertraute und Beraterin der Yanomami

Anna ist Vertraute und Beraterin der Yanomami

In meiner WG hielt Anna einen beeindruckenden Vortrag für unsere Yanomami-Freundeskreis-Mitglieder. An dem langen Abend gab es die einmalige Gelegenheit sie persönlich kennenzulernen. Viele waren beeindruckt von ihrer Authenzität und ihrem jahrelangen Engagement für die Yanomami. Zum Abschluss ihrer Reise hatten wir Gespräche mit der Organisation Limpopo e.V. in Berlin, die für die nächsten zwei Jahre die Arbeit von Anna mit unterstützen wird.
Eventuell bekommt Anna noch in diesem Jahr in ihrer Schule eine Internetverbindung über Satellit, finanziert von der brasilianischen Regierung. Dann kann sie gute und schlechte Nachrichten direkt von ihrer Schule aus an uns schicken und muss nicht für eine E-mail stundenlang mit dem Kanu zum nächsten Dorf nach Santa Isabel fahren.

Zusammenarbeit und weitere Unterstützung

Die drei Yanomami-Organisationen Hutukara, Kurikama und Horonami sind auf dem besten Weg zur Selbstständigkeit. Im Okober 2015 wird eine Versammlung der brasilianischen Yanomami in Bichu Acu stattfinden. Anschließend treffen sich die Vertreter aller Yanomami- Organisationen in Venezuela, um sich auszutauschen und von den Erfahrungen der anderen zu lernen.

Die fünf Sprechfunkgeräte und das Mikroskop für die medizinische Versorgung, die ich aus Sicherheitsgründen in Deutschland ließ, werden in einigen Wochen von einem vertrauten Schweizer Geschäftsmann sicher durch den Zoll nach Venezuela gebracht und der Yanomami-Organisation Horonami in Puerto Ayacucho übergeben, die die Sprechfunkgeräte in den wichtigsten Dörfern installieren wird. Im Oktober 2015 werde ich selbst wieder nach Brasilien und Venezuela fahren und an den Versammlungen der Yanomami teilnehmen. Bis dahin möchte ich noch viele Vorträge hier in Deutschland halten.

Danksagung

Erfolgreiche Flohmarktaktion für die Yanomami im Gymnasium von Melle

Erfolgreiche Flohmarktaktion für die Yanomami im Gymnasium von Melle

Wieder haben in diesem Jahr viele Schulen und einzelne Schüler nach den Vorträgen Aktionen und Benefizveranstaltungen für die Yanomami durchgeführt.

Klasse 5b, 6b, 8a der Goetheschule Hannover – Klasse 5b und 5c der Hohe Geest-Schule Hohenwestedt – Klasse 6c des Gymnasiums Kronshagen Kiel – Spendenaktion von Oskar, Joni, Lillie und Lea von der Lindenschule Bordesholm – Schulfest der Lindenschule Bordesholm – Flohmarkt des Gymnasiums Melle – Solidaritätsmarsch der Maria-Ward-Schulen aus Altötting in Bayern, Kaffee-und Kuchenverkauf der Klasse 8 Klee der PAB-Gesamtschule, Standort Werther, Kirchenkollekte der Konfirmanden der Gemeinde Westensee.

Stiftung und Vereine

Spendenaktion durch Kaffee- und Kuchenverkauf der Klasse 8 Klee in Werther

Spendenaktion durch Kaffee- und Kuchenverkauf der Klasse 8 Klee in Werther

Tulisa-Stiftung-Kinderfonds aus Bonn, Dr. Dirk Englisch,
Lebensraum Regenwald e.V. aus Nürnberg , Roland Zeh,
Hochseilgarten Altenhof bei Eckernförde, Henning Rohweder
Neues Leben – Wahres Leben e.V. aus Puergen,
SOS-Regenwald in Wels aus Österreich, Richard Weixler,
Eine Welt Kreis „Sankt Martin“ der Katholische Pfarrgemeinde Mehring Limpopo e.V. aus Berlin

Über unsere Homepage www.yanomami-hilfe.de erhielten wir außerdem Spenden von Einzelpersonen.

Ein herzliches Dankeschön an die Spender

Ein herzliches Dankeschön an die SpenderIlse Zaja, Jasmin Neumayr, Christhard Kotte, Nikolaus Saller, Henning Köhlert, Asina Fischer, Elisabeth Albert, Oliver Schöning, Petra Kammeier, Dagmar und Dietmar Volkers, Birgit Rüter, Marita Möller, Gisela Lammers, Petra Plininger, Graeme Currie, Heike Muhlbach, Monika Kienass.

Danke an alle Yanomami-Freundeskreis-Mitglieder, die mit ihren regelmäßigen Beiträgen eine sichere Planung und Durchführung für unsere Yanomamiarbeit möglich machen!

Ein Dankeschön auch an alle Lehrer in Deutschland, die mich in 25 Jahren immer wieder zu Vorträgen an Ihren Schulen einladen. In mehreren deutschen Schulbüchern findet man inzwischen die Yanomami als Vertreter eines bedrohten Regenwaldvolkes.

Großen Respekt habe ich für meine Freunde in Caracas und Puerto Ayacucho, deren Namen ich nicht nennen darf, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Trotz täglicher Repressionen und Bedrohungen arbeiten sie in ihren kleinen Nichtregierungs-Organisationen so gut sie können für Freiheit und ein bisschen mehr Gerechtigkeit!

Ich hoffe, dass es in Venezuela noch in diesem Jahr zu einem Regierungswechsel kommt und alle politischen Gefangenen freigelassen werden, dass die politische Unterdrückung Andersdenkender und die systematischen Menschenrechtsverletzungen in Venezuela durch den Pseudo-Sozialismus der Maduro-Regierung beendet werden. Die Verteidigung der Menschenrechte ist keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates. Sie ist eine Pflicht!

Einen persönlichen Dank möchte ich an Fin Walden schicken, der mir in der gefährlichen Zeit in Puerto Ayacuchco von Deutschland aus per E-mail und Telefon zur Seite stand.

Schlusswort

„Aweih,Totihitawe“ - Vielen Dank!Die Yanomami haben erkannt, dass sie den Kampf für ihre Rechte gemeinsam mit ihren Organisationen Hutukara, Horonami und Kurikama führen müssen. Der Druck von Außen und die Gefahren durch Goldsucher werden leider niemals aufhören. Wir mit unserer Yanomami-Hilfe e.V. können die Yanomami auf ihrem Weg nach Selbstbestimmung begleiten und unterstützen. Für eure weitere Unterstützung bedanke ich mich im Namen der Yanomami.

„Aweih, Totihitawe“ – Vielen Dank! Herzliche Grüße

Christina Haverkamp

Jahresbericht 2010

Liebe Yanomami-Freunde,

Beim Vorbereiten des Bauplatzes im Urwald von Delgado Chalbaud

Beim Vorbereiten des Bauplatzes im Urwald von Delgado Chalbaud

2010 liegt hinter uns. Für mich war es ein sehr aufregendes aber auch aufreibendes Jahr, in dem ich zweimal in Südamerika war. Während bei den Yanomami in Brasilien wieder Goldgräber für Unruhe und Angst sorgten, kam ich in Venezuela nur sehr schleppend voran.

Im letzten Jahr begann ich mit den Vorbereitungen der nächsten Krankenstation in Delgado Chalbaud. Die staatliche Baufirma Petrocasa wollte einen Teil des Baumaterials stellen. Das venezolanische Gesundheitsministerium versprach, den Transport des Baumaterials und der Werkzeuge in das weit abgelegene Urwaldgebiet zu organisieren. Ich sollte vor Ort den Bau leiten und die Arbeit zwischen den Bauarbeitern und den Yanomami koordinieren.

Frauen von Delgado Chalbaud mit dem Modell der Krankenstation

Frauen von Delgado Chalbaud mit dem Modell der Krankenstation

Mitte Januar flog ich hoffnungsvoll nach Venezuela, um nun mit den Bau der Krankenstation zu beginnen. Das Grundstück hatte ich ein Jahr zuvor mit den Yanomami in mühevoller Arbeit gerodet.

Das Gesundheitsministerium in Caracas teilte mir nach langem Zögern mit, dass sie noch nichts vorbereitet hätten. Ein Transport-Hubschrauber sei gerade abgestürzt, der andere müsse noch repariert werden. Wegen der im April beginnenden Regenzeit müsse jedoch der Transport innerhalb der nächsten 3 Wochen starten.

So flog ich zunächst mit zwei Ingenieuren der staatlichen Baubehörde Petrocasa nach Delgado Chalbaud. Die Yanomami erwarteten uns mit großer Freude. Der vorbereitete Bauplatz war nach den vielen Monaten schon wieder etwas zugewachsen, ansonsten wurde er von den Ingenieuren als gut beurteilt.

Als ich wieder nach Caracas zurückkam trat plötzlich und unerwartet der Gesundheitsminister von seinem Amt zurück. Angeblich aus gesundheitlichen Gründen, so die offizielle Mitteilung. Dies ist der siebte Wechsel in 5 Jahren! Jedes Jahr gibt es für mich neue Ansprechpartner, was die kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Regierung sehr erschwert. Die neue Gesundheitsministerin, die von Präsident Chavez ernannt wurde, musste sich zunächst in ihre neuen Aufgaben einarbeiten.

Ich nutzte die Zeit, um unsere Krankenstation in Mavaquita zu besuchen und einige Renovierungsarbeiten durchzuführen. Zusammen mit Umberto, einem zuverlässigen Arbeiter, fuhr ich den stromstarken Orinoko hoch. Nach einem herzlichen Wiedersehen mit den Yanomami in Mavaquita begutachtete ich die Krankenstation. Die Bausubstanz war nach fünf Jahren immer noch sehr gut. Umberto installierte ein neues Sprechfunkgerät mit Solaranlage und Batterien. Ein Waschbecken im Behandlungsraum musste neu angebracht werden und einige Regale im Medizinraum wurden an der Wand verstärkt.

Dr. Dario beim Untersuchen der Yanomami- Kinder

Dr. Dario beim Untersuchen der Yanomami- Kinder

Seit einem Jahr betreut Dario, ein junger Arzt aus Argentinien, unsere Krankenstation. Zusammen mit den beiden ausgebildeten Yanomami-Krankenpflegern Christoval und Pancho versorgt er sieben Yanomami-Dörfer. Stolz zeigte mir Pancho wie er am Mikroskop die Malaria-Untersuchungen durchführt, während Christoval Dr. Dario bei den Patientenbehandlungen hilft.

Wir besuchten die weit flussaufwärts gelegenen Yanomami-Dörfer Waichewe, Karuana und Mischi Mischi. Als die Yanomami mich im Boot kommen sahen liefen sie freudig zum Ufer, um mich zu begrüßen. In den Versammlungen bedankten sie sich für die gute Unterstützung durch die Krankenstation.

Mit unserer Krankenstation werden inzwischen über 1000 Yanomami medizinisch versorgt. Regelmäßig erhalten alle Yanomami zweimal im Jahr die Behandlung gegen Onkozerkose, eine Krankheit, die zur Erblindung führen kann.

Pancho nimmt bei einem Yanomami-Kind Blut ab

Pancho nimmt bei einem Yanomami-Kind Blut ab

In den Dörfern am Fluss Mavaca bestätigten mir die Häuptlinge, dass durch die Krankenstation und die rechtzeitigen Behandlungen die Kindersterblichkeit sehr stark zurückgegangen ist. In den Dörfern spielen und lachen wieder viele Kinder. Leider funktionieren nicht alle Krankenstationen so gut wie in Mavaquita. Oft fehlen Ärzte, Medikamente, Sprechfunkgeräte oder ein Mikroskop für die Malaria-Untersuchungen.

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Invasion von Goldsuchern bedroht die Yanomami

Nach Christina Haverkamps Arbeit Anfang diesen Jahres im Yanomami-Gebiet von Venezuela wird sich Frau Haverkamp auf den Weg nach Boa Vista machen, um sich selbst vor Ort über die Situation der Yanomami in Brasilien zu informieren.

Zur aktuellen Situation der Yanomami in Brasilien folgender Brief von Gabriele Herzog-Schröder, Ethnologin:

„Liebe Kolleginnen und Kollegen,

zwanzig Jahre nach dem Goldrausch (1987-90) bei den Yanomami, der durch massiven internationalen Druck auf die brasilianische Regierung erfolgreich gestoppt werden konnte, erreichen uns wieder höchst beunruhigende Nachrichten: Die weltweite Wirtschaftskrise hat den Goldpreis steigen lassen. Dies führt erneut zum massenhaften Eindringen von Goldsuchern ins Gebiet der Yanomami-Indianer im brasilianischen Bundesstaat Roraima. Bereits jetzt ist ein sprunghafter Anstieg von Krankheiten insbesondere von Malaria (30% Steigerung gegenüber dem vergangenen Jahr) nachweisbar.

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Solidaritätsmarsch – Vorschläge für Planung und Durchführung

Solidaritätsmarsch Altötting - Gegen Sextourismus

Solidaritätsmarsch Altötting – Gegen Sextourismus

Teilen verbindet – Gerechtigkeit schafft Frieden
Solidaritätsmarsch – seit 1998 alle Jahre an den Maria-Ward-Schulen Altötting

Die Idee: Gedanken zum Solidaritätsmarsch
Menschen engagieren sich für gerechte Verhältnisse und für Frieden – in Deutschland, Europa und weltweit. Die Schülerinnen und Schüler sammeln jedes Jahr vor den Osterferien zwei Wochen lang bei Sponsoren Spenden für ein gutes Dutzend Hilfsprojekte, zum Beispiel:

  • Kinderkrebshilfe BALU im Landkreis Altötting
  • Waisenhaus in Zimbabwe und Schule in Indien (Maria-Ward-Schwestern)
  • Straßenkinder in Brasilien (Gerd Brandstetter)
  • Ehemalige Kindersoldaten in Liberia und Uganda (Misereor)
  • Aidswaisen in Südafrika und Namibia (Misereor)
  • Ehemalige jugendliche Prostituierte in Südostasien (Misereor)
  • Yanomami-Indianer in Brasilien und Venezuela (Yanomami-Hilfe e.V.)

Wir leben nicht auf einer Insel, schon eher in einer Art Oase, sodass wir die unterstützen, die nicht dieses Glück haben!

In der Turnhalle

In der Turnhalle

Die Aktion: Woher kommen die Spenden?
1400 Schülerinnen und Schüler machen sich auf den Weg zu Nachbarn, Verwandten, Freunden und Geschäftsleuten und informieren sie mit dem so genannten Sponsorenbrief.

Der Höhepunkt: Solidarität geht – wir machen uns auf den Weg!
Es ist mittlerweile schon fast ein Ritual: Am letzten Schultag vor den Osterferien strömen alle Schüler und Lehrer mit Plakaten und Transparenten in die große Turnhalle. Nach einem Auftritt der Schulband folgt ein kurzer Wortgottesdienst.

Anschließend legen wir in einem langen Prozessionszug eine Strecke von drei km durch Altötting zurück und tragen so das Anliegen in die Öffentlichkeit. Nach einer Ehrenrunde auf dem Kapellplatz kehren wir in die Turnhalle zurück und beschließen die Aktion mit der Bekanntgabe der Sammelergebnisse.

Wie lässt sich ein Solidaritätsmarsch organisieren? Einige Tipps!